Ein typsicher Kommunikationsunterschied zwischen Mann und Frau

Männer und Frauen ticken einfach anders 😉 oder?
Ich bin absolut kein Fan von Stereotypen, aber den hier beschriebenen Kommunikationsunterschied zwischen Mann und Frau haben sowohl ich selbst, als auch meine Klienten und Freunde schon so oft erlebt, dass ich ihm ein paar Zeilen widmen und auf ihn aufmerksam machen möchte.

Wenn du (er) in Gesprächen mit deiner Freundin manchmal denkst – hä? Ich check einfach nicht wie ich ihr jetzt dabei helfen soll…
Oder du (sie) mit deinem Freund über Schwierigkeiten außerhalb eurer Beziehung redest und dir denkst: “Junge, hör auf mir Vorschläge zu machen was ich tun soll und zeig mir lieber, dass du auf meiner Seite bist.”

Dann lies noch ein bisschen weiter.

Eine typische Situation zwischen Mann und Frau

Wie war das letztens noch?

Ich saß mit einem befreundeten Pärchen im Garten. Sie hatte mir vorher schon erzählt, welche Komplikationen sich gerade im Bezug auf den Hausbau wieder auftun und, dass sie sich darüber ärgert wie die Firma das letzte Problem mit ihnen kommuniziert und gehandhabt hat.

Als wir zu dritt zusammen sitzen äußert sie auch ihm gegenüber nochmal ihren Unmut über die Situation.
Was sagt darauf er?
Die Essenz der Unterhaltung ging in etwa so: zwei unterschiedliche Sprechblasen

Er: Ja, aber was willst du jetzt machen?
Sie: ja nichts, aber mich ärgert das.
Er: okay, aber ich verstehe nicht was das jetzt bringt. Wir können eh nichts ändern…
Sie: Das weiß ich, aber darum geht’s nicht…
Er: Worum geht’s dann?
Sie: Na, dass mich das ärgert weil wir uns vielleicht etwas anderes überlegt hätten, wenn sie uns rechtzeitig Bescheid gegeben hätten.

Usw.

Ich hab das noch etwa 1-2 mal so weiter gehen lassen und gemerkt, wie sie immer frustrierter wurde während er noch weniger verstanden hat warum sie jetzt auch noch sauer auf ihn ist.
Bis ich dann zu ihm gesagt habe: Ich glaube sie möchte dir einfach nur sagen, dass sie die Situation nervt und belastet und, dass du sie in diesem Gefühl unterstützt und sie vielleicht in den Arm nimmst.

Die Situation war nicht komplett verpufft, aber auf jeden Fall aufgelockert und wir haben das Thema gewechselt.

Hast du eine ähnliche Situation auch schonmal erlebt?
Ja?
Was ist da nun passiert?

Was ist die Essenz, was können wir lernen?

Warum ich dieses Gespräch gewählt habe ist, weil es ein schönes Beispiel ist für etwas das häufig in der Kommunikation von Männern und Frauen passiert.

Nicht alle, aber häufig geht es Frauen, wenn sie über Probleme reden erstmal darum, dass der Partner zuhört, die Gefühle hört und diese unterstützt bzw. sie in diesen Gefühlen auffängt.
Es geht darum verstanden zu werden. Und durch dieses Verstanden werden, sich entspannen zu können. Dadurch wird das Ganze schonmal leichter. Im Anschluss kümmert sie sich dann irgendwann um eine Lösung. Oder um explizite Überlegungen zu Handlungen, die das Problem lösen sollen.
Aber wenn sie sich an ihren Partner wendet, dann geht es meist nicht darum, dass er bei der Lösung des Problems helfen soll, sondern darum verstanden und aufgefangen zu werden.

Und da haben wir die Crux an der Sache, denn viele Männer (wiederum natürlich nicht alle und natürlich können die Rollen auch vertauscht sein), sind wirklich super Lösungssucher.
Schildere ihnen ein Problem und sie werden nach bestem Wissen und Gewissen und aus aller Kraft versuchen, dir zu helfen das Problem zu lösen.
Sie finden meist super Vorschläge was  man anders tun könnte, um aus der Misere raus zu kommen.
Sie wollen unterstützen und ihre Methode dafür ist Lösungsvorschläge für das Problem zu suchen.
Und da haben wir die Schwierigkeit.

Was ist der Kommunikationsunterschied?

Mann sucht Lösungsvorschläge, während Frau einfach verstanden werden will.
Sie will gar nicht unbedingt einen Vorschlag, sondern lieber später alleine überlegen was sie macht. O später einen Vorschlag, aber eben noch nicht JETZT…

Diese konträre Herangehensweise an Probleme, oder daran, mit ihnen umzugehen, sorgt für Frustration auf beiden Seiten.
Sie ist frustriert, weil sie das Gefühl hat er versteht sie nicht, oder will sie belehren wie sie es besser macht – fühlt sich also noch mehr missverstanden..
Und er ist frustriert, weil er versucht ihr zu helfen und merkt, wie sie frustrierter wird, aber nicht versteht weshalb (klar, weil sie ja auch nicht sagt, dass sie gar keine Lösungsvorschläge von ihm will)
Zusätzlich furstriert ihn, dass seine gut gemeinten Lösungsvorschläge und die Energie, die er in diese Ideen gesteckt hat, “honoriert” wird mit Gereiztheit anstatt mit Dankbarkeit.

Warum kommunizieren Männer & Frauen eigentlich so anders?

Nun ich denke viel liegt hier noch an unserem Gesellschaftlichen Hintergrund, an der Erziehung, an den Rollen.
Vor allem aber an der Evolution.
Männer gehen jagen und Frauen kümmern sich um die Familie.
Männer mussten also schnell Entscheidungen treffen, Lösungen finden, sich knapp und prägnant verständigen. Frauen hingegen mussten anhand von Stimmlage, Mimik und Gestik die Gefühlslage schnell erraten/verstehen. Besonders im Dunkeln war dies wichtig um zu erkennen in welcher Lage sich der Stamm oder die Person gegenüber befindet. Hat sie Angst, sich verletzt?
Der Fokus der Kommunikation war damals schon vollkommen unterschiedlich.

Auch vor 2 Generationen war es noch vollkommen klar, dass die Frau das emotionale Oberhaupt der Familie ist und der Mann eher fürs Pragmatische da ist. Frauen waren über Jahrhundert für die Gefühle zuständig… für Fürsorge und Zusammenhalt. Männer waren für den Familienunterhalt, Haus, Handwerkliches etc. zuständig.
Natürlich war es auch damals schon in manchen Familien anders und die Aufgabengebiete haben sich überlappt. Aber im Grunde war diese Aufteilung in der Gesellschaft üblich.

Klar, wir sind immer mehr auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft, in der beide Partner arbeiten, sich um den Haushalt und die Kinder kümmern und auch die Gefühle zum Ausdruck bringen. Aber gleichberechtigt heißt noch lange nicht gleich.
So ein Rollenverständnis wird man nicht innerhalb einer Generation los. In den Köpfen unserer Eltern steckte dieses Verhältnis noch und entsprechend haben auch wir das noch teilweise mitbekommen.
Über die Generationen weicht sich so etwas mit der Entwicklung der Gleichberechtigung immer mehr auf, aber eben nicht von heute auf morgen.
Und so spiegelt der beschriebene Konflikt eine vollkommen „normale“ Aufteilung wieder.

Wie können wir diese Kommunikationsdynamik jetzt auflösen?

Nun erstmal sollte sich natürlich jeder die Frage stellen, kenne ich diese Dynamik aus meiner Beziehung?Mann Frau Kommunikation Herz
Und: welcher der beiden Typen entspricht mir? Denn natürlich können die Geschlechterrollen auch genau andersrum sein.

Dann ist wichtig diesen Kommunikationsunterschied überhaupt erkannt zu haben, allein das macht normalerweise extrem viel Unterschied, wenn es wieder zu einer solchen Situation kommt.
Weil man nicht mehr vollkommen planlos ist was gerade passiert und darauf gereizt und frustriet reagiert. Stattdessen hat man auf einmal eine Idee was gerade für ein Film abläuft und kann entsprechend souveräner reagieren.

Was für eine Handlungsempfehlung hab ich jetzt, damit ihr solche Situationen besser auflösen könnt?

An ihn: Erstmal…Klappe halten und zuhören. 😉
Wenn sie ausgesprochen hat, dann frag sie, was du jetzt für sie tun kannst, oder was sie von dir gerade braucht um mit diesem Problem besser umzugehen, oder damit es ihr besser geht… und zwar bevor du irgendwelche Lösungen suchst oder vorschlägst 😉
Du kannst explizit fragen: Was brauchst du? Möchtest du, dass ich dich in den Arm nehme, möchtest du, dass ich mit dir Lösungen suche, möchtest du, dass ich mit dir gemeinsam die Firma oder blöde Kollegin verfluche? Was hilft?

An sie: Bevor du anfängst dein Problem zu beschreiben und was dich nervt, sag ihm was du von ihm möchtest. Willst du einfach, dass er zuhört, brauchst du eine Umarmung oder tröstende Worte?

Echt jetzt?

Ja, das hört sich vielleicht bescheuert an und vielleicht denkst du dir: „man das ist doch klar, der soll mich einfach in den Arm nehmen…“ aber das ist es eben nicht. Sonst würde diese Situation nicht immer und immer wieder entstehen.
Menschen ticken anders und nicht immer geht dein Partner mit einer Situation gleich um oder braucht das gleiche wie du. Also heißt es kommunizieren.

Diesen Vorschlag kannst du natürlich auch generell anwenden, wenn du dich an deinen Partner/deine Partnerin wendest.
Überlege dir kurz vorher, nur für dich, was du dir jetzt aus einem Gespräch oder dem Kontakt eigentlich erhoffst, wünscht und was dir helfen würde.
Und mit dieser Bitte kannst du auf dein Gegenüber zugehen und dann die Situation beschreiben:
So weiß der andere schon vorab, was dir gerade helfen würde und worum es dir geht und kann entsprechend passender reagieren.

Klar, das ist lange nicht die einzige Situation aus der Missverständnisse entstehen.
Welche Situationen hast du schon so erlebt? Wo hängst du immer wieder uns weißt nicht wie du reagieren sollst, oder warum ihr euch schon wieder falsch versteht?

Schreib mir gern deine Frage oder Situation in einem Kommentar oder per Email.

 

Potrait Aletta Bunge

Aletta Bunge

Coach für Beziehung und Kommunikation
Klettertrainerin

Kennst du jemanden, der das hier sehen sollte? Hier kannst du die Seite teilen
close

Lust auf mehr?

Hier kannst du dich zum Newsletter anmelden.

Erhalte etwa 1-2 mal im Monat meine aktuellen Impulse und Tipps rund um die Themen Klettern, Persönlichkeitsentwicklung, Partnerschaft & Kommunikation.

Leave A Response

* Denotes Required Field