7 Gründe für Sturzangst beim Klettern – und was du dagegen tun kannst

So ziemlich jeder Kletterer hat sich sicher schonmal die Frage gestellt: wie kriege ich meine Sturzangst in den Griff? Oder: wie komme ich damit besser klar?
In diesem Artikel geht es um verschiedene Gründe, warum Menschen Sturzangst beim Klettern haben und um entsprechende Lösungsansätze.
Denn Sturzangst ist nicht gleich Sturzangst.
Und genau da liegt die Crux, wenn es darum geht sie zu überwinden. Damit wir sie überwinden können hilft es extrem sie erst einmal besser zu verstehen. Zu wissen: Mit wem hab ich es denn hier eigentlich zu tun?

Wie im alltäglichen Leben auch. Häufig tendieren wir Menschen dazu eine schnelle Lösung haben zu wollen, holen uns entsprechend Rat bei anderen und versuchen unser Verhalten lösungsorientiert anzupassen, ohne vorher genau die Ursache ergründet zu haben.
Genau diese Lösungsstrategien scheitern dann auch.
Denn wir versuchen an der Oberfläche etwas zu verändern, das nicht der eigentliche Grund des Problems ist, sondern nur ein Symptom dessen.
Vielleicht hilft diese Lösung sogar für einen kurzen Zeitraum. Aber wir können uns fast sicher sein, dass eine ähnliche Situation uns später wieder einmal in den Hintern beist.
Erst wenn wir die Ursache des Problems kennen, und zwar die Ursache in uns, ist auch wirklich eine Veränderung möglich.

So ist es auch mit der Sturzangst.

Wenn ich Angst habe zu stürzen, weil ich meinem Kletterpartner noch nicht ganz vertraue einen Sturz zu halten oder gut zu reagieren, dann hilft es beispielsweise nicht viel, wenn ich selbst mit einem anderen Kletterpartner ein Sturztraining („die“ Standardlösung bei Sturzangst) mache. Sobald ich wieder mit dem anderen Kletterpartner unterwegs bin, wird diese Angst mich wieder einholen.

Deshalb ist es auch bei der Sturzangst extrem wichtig, bevor man irgendwelche Anpassungen oder Verbesserungsversuche macht, einmal nachzuspüren worin exakt die eigenen Angst eigentlich begründet liegt.
Schauen wir uns nun einmal an, welche Gründe es für Sturzangst beim Klettern gibt und was man bei jedem einzelnen dagegen tun kann.

1) Kein Vertrauen ins Material

Gerade zu Beginn der Kletterkarriere, oder wenn man auf fixem Material klettert, oder Material des Kletterpartners nutzt, kann diese Angst eine Rolle spielen. Aber auch „alten Hasen“ spielt diese Angst manchmal einen Streich, wenn man eh schon einen schlechteren Tag hat.
Dann entstehen im Kopf Fragen, ob der Knoten passt, das Seil hält, oder die Exe auch nicht zu scharf ist…

Was hier hilft ist vor allem Know-how und Kontrolle.
Du solltest erstens wissen, worauf du beim Material achten musst, damit alles sicher ist und zweitens, wie du es auf entsprechende Mängel kontrollierst.

Falls du noch nicht lange kletterst kommt zusätzlich die generelle Unsicherheit, z.B. ob ein so dünnes Seil auch wirklich hält. Hier empfehle ich dir hier: Taste dich langsam ran. Teste das Material in Bodennähe, oder sicheren Situationen aus.
Um z.B. erstmal Vertrauen in Gurt und Seil zu entwickeln könntest du dich am Boden, mit eingeklippter erster Exe ins Seil setzen. So kannst du erstmal schauen ob das Seil & der Gurt auch wirklich halten. Ebenso testest du damit die Exe auf ihre Tauglichkeit.
Bandschlingen kannst du testen, indem du im Toprope kletterst und an einem Haken deine Standschlinge einhängst , diese mit deinem Gewicht belastest und deinen Kletterpartner bittest dir etwas Seil zu geben, sodass die Bandschlinge dein Gewicht übernimmt, du aber sicher im Seil bist.

Falls du bei diesen Dingen nicht weißt wovon ich rede, frag bitte nach oder frag andere erfahrene Leute.
An die erfahrenenen unter euch, die Freunden das Klettern beibringen: Gebt ihnen Zeit sich an das Material zu gewöhnen. Für euch beide ist es kein Spaß, wenn ein Neuling sich das erste mal auf 20m auf den Gurt und das Seil verlassen soll…

Gleiches Thema kann aufkommen, wenn du als erfahrener Kletterer auf fixem Material kletterst… Wenn du merkst, dass dich eine Exe, ein Seil oder andere material deines Partners verunsichert, dann nutze es einfach nicht. Nimm dein eigenes Material und du wirst dich um einiges besser fühlen.
Falls fixe Exen in der Route hängen, häng einfach deine eigenen dazu (bitte nicht austauschen!) und nutze deine eigenen Exen.

2) Zu geringes Vertrauen in den SicherungspartnerMit dem richtigen Sicherungspartner gibt es einen Grund weniger für Sturzangst beim Klettern

Wenn ihr noch nicht lange zusammen klettert, oder aber dein Sicherungspartner noch nicht viel Erfahrung hat kann es gut sein, dass das Vertrauen noch nicht komplett da ist.
Das macht sich dann meist durch Gedanken bemerkbar wie:
„Hat er/sie mich auch wirklich?“, „Kann er/sie mich auch weich sichern?“, „Ist er/sie voll bei der Sache?“
Mangelndes Vertrauen, beziehungsweise eine Unsicherheit im Bezug auf den Sicherungspartner ist einer der wichtigsten Gründe für Sturzangst beim Klettern. Wenn du den Part des Sicherns im Kopf nicht komplett an deinen Partern/ deine Partnerin abgeben kannst, kannst du dich nie wirklich auf deinen Part – das Klettern – konzentrieren.

Wie gehst du jetzt am besten mit einer solchen Unsicherheit um?
Als erstes: es ist vollkommen normal, wenn du das erste mal mit jemandem kletterst eine Unsicherheit zu verspüren. Genauso, wenn ihr schon öfter klettern wart und du vielleicht nicht so gute Stürze hattest, oder der andere öfter unachtsam war.
Das erste was du generell machen kannst, bevor du dich von jemand neuem sichern lässt, ist dem Sicherungspartner selbst einmal beim Sichern zuzuschauen, wenn er jemand anders sichert. Das kann schon Wunder bewirken. Wenn du siehst, dass er/sie aufmerksam ist und das Sichern beherrscht, fühlt man sich meist viel besser.
Sollten dabei allerdings Fehler auftreten ist deine Angst nicht unbegründet, denn Kletterunfälle passieren nunmal auf Grund von menschlichem Versagen.
Wenn du dem anderen zuschaust, kannst du direkt für dich entscheiden, ob die Aufmerksamkeit und Kompetenz des anderen deinen Anforderungen entspricht.

Kommunikation ist das A und O!

Ist das nicht so, egal ob ihr schon länger klettert, oder du dich das erste mal sichern lässt, dann ist eine offene Gesprächskultur wichtig! Sprich deine Unsicherheit an und auch Fehler oder andere Erwartungshaltungen. Immerhin geht es, wenn du gesichert wirst, um dein Leben und deine Gesundheit.
Ich weiß, das ist nicht immer ganz einfach solche Dinge zu kommunizieren. Aber es ist soso wichtig.
Falls du zum Beispiel nicht sicher bist, ob der andere weich sichern kann, lass dir am Boden einfach erstmal erklären oder zeigen, wie derjenige denn weich sichert.

Führt ein offenes Gespräch über das was nicht stimmig ist und wo eventuell Fehler sind und sollte der andere nicht auf dich eingehen, dann ist auch wichtig, dass du klar deine Grenzen setzt.
Wenn derjenige als Sicherungspartner nicht die Kompetenz hat, die du dir wünschst, dann hast du zwei Möglichkeiten. Entweder, wenn der andere dazu bereit ist, du zeigst ihm/ihr wie es besser geht. Oder du gehst mit dieser Person nicht mehr klettern.
Ich lasse mich wenn es um mein privates Klettern geht zum Beispiel von niemandem sichern, der nicht weiß wie er/sie weich sichert.

Was ich euch auch empfehlen kann, falls ihr euch unsicher seid ob der andere vernünftig sichert und Stürze gut sichert, ist ein gemeinsames Sturz-& Sicherungstraining.

Der Vorteil ist, dass ein Trainer jedem nochmal auf die Finger schaut, ihr beide den gleichen Input bekommt und bereits erste positive Sturzerfahrungen miteinander sammeln könnt. Das ganze allerdings in einem geschützten Rahmen, in dem ihr beide sicher sein könnt, dass jemand dem Sicherungspartner auf die Finger schaut, Fehler korrigiert und euch Tipps gibt.
Danach sollte euer Vertrauen schonmal um einiges gewachsen sein.
Wichtig ist immer ein Sturz- & Sicherungstraining durchzuführen mit dem Kletterpartner, mit dem du dich unwohl fühlst, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.

3) Angst vor Verletzungen beim Anprall an die Wand

Ist laut einer Umfrage von Climbe eine der meist genannten Ängste beim Klettern.
Diese Angst ist sicherlich teilweise begründet, vor allem wenn dein Kletterpartner schwerer ist als du, die Wand Absätze drin hat oder sehr plattig ist.
Häufig entsteht diese Angst dadurch, dass man schonmal hart in die Wand geprallt ist. Das Gefühl hat sicher jeder schonmal erlebt beim Klettern. Allerdings sollte das nicht Normalität sein. Im Idealfall fühlt sich stürzen an wie Fahrstuhl fahren.

Damit das möglich ist sollten die Sicherungspartner das Weiche Sichern beherrschen. Vor allem, wenn zwischen den Kletterpartnern ein größerer Gewichtsunterschied herrscht und der Kletterer leichter ist, ist es wichtig weich zu sichern, damit Verletzungen durch Anprall an der Wand vermieden werden. Denn gerade in dieser Konstellation ist diese Angst ansonsten sehr begründet.
Wenn dein Sicherungspartner das nicht kann und auch noch schwerer ist als du, dann werden die Stürze für dich extrem hart und unangenehm und wahrscheinlich liegt genau in solchen Erfahrungen deine Angst begründet.Grafik über Gründe für Sturzangst

 

Auch hier hilft normalerweise ein Sicherungs- und Sturztraining.

Weiches sichern gehört zu gutem Sichern dazu und ist eine extrem wichtige Kompetenz, die jeder Kletterer beherrschen sollte.
Leider wird das in den meisten normalen Vorstiegskursen nichtmal angesprochen. Ich weiß, dass Lernende mit dem Thema Vorstieg eh erstmal genug zu tun haben. Aber wichtig wäre ein Hinweis am Ende des Kurses, dass es weitere Kompetenzen gibt, die extrem wichtig sind, um gut zu sichern und dazu am besten nochmal ein Kurs gemacht werden sollte.

Viele Kletterer können sich unter weichem Sichern oder weichen Stürzen entweder nichts vorstellen, oder aber denken Schlappseil führt zu weicheren Stürzen.
Falls du schon schlechte Erfahrungen mit Anprall an der Wand gemacht hast ist es Zeit, dass ihr euch mit diesem Thema beschäftigt. Je öfter du schlechte Erfahrungen machst umso mehr merkt sich das dein Gehirn und umso mehr Sturzangst wirst du haben.
Ein Sturz und Sicherungstraining, in dem auch weiches Sichern vermittelt wird wäre hier die sinnvollste Lösung. Und dann üben, üben, üben und neue, positivere Erfahrungen sammeln.

4) Angst zu versagen

Auch die Angst zu versagen kann Ursache für Sturzangst sein.
Ich habe schon von vielen Kletterern und Kletterinnen gehört, dass der Gedanke zu versagen sie extrem in ihrem Klettern behindert. Hier kommen wir jetzt eine Stufe tiefer und es wird extrem spannend auf der mentalen Ebene. Hier geht es nicht mehr darum reine Kompetenzen zu entwickeln, sondern sich mit der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen. Unser Selbstbild, Selbswert und wie wir generell mit uns selbst umgehen prägen extrem unsere Leistung beim Klettern.
Die Angst zu versagen ist nur ein Beispiel dafür wie vielfältig uns unser Kopf im Weg stehen kann, aber auch auf welchen Ebenen wir uns beim Klettern entwickeln können.

In dieser Angst ist das Ereignis, dass man stürzt innerlich gleich gesetzt mit dem eigenen Versagen.
Häufig hängt eine Angst zu Versagen mit einem eigenen Glaubenssatz zusammen, der oft schon lange zurück reicht. Beispielweise kann dahinter die Verknüpfung stecken: „nur wenn ich erfolgreich bin, bin ich auch liebenswert“ oder „nur wenn ich etwas leiste bin ich wertvoll“.
Ebenso kann es um Ängste im Bezug auf die Gruppenzugehörigkeit gehen.
Versagensangst hängt meiner Ansicht nach eng mit dem eigenen Selbstwert und Selbstbild zusammen und genau an diesen Aspekten sollte in einem solchen Fall gearbeitet werden.

Versagensangst ergründen

Wichtig ist herauszufinden, was hinter dieser Versagensangst steckt. Das ist normalerweise sehr individuell und erfordert 1) Bereitschaft sich selbst zu hinterfragen und 2) Ehrlichkeit und Eingeständnis sich selbst gegenüber.
Die Intensität der Angst kann entsprechend auch variieren, je nachdem mit wem man gerade klettern ist. Vielleicht ist es einem exrem wichtig bei einer Person „gut dazustehen“ und bei einer anderen ist das nicht ganz so wichtig.
Hier bringt es meist nichts dir zu sagen: Es ist nicht schlimm wenn du stürzt, du kannst es ja einfach nochmal probieren, die Stelle herausfinden und dann kletterst du die Tour…denn dein Unterbewusstsein ist vollkommen anderer Meinung und du wirst immer deinem Unterbewusstsein folgen.
Deshalb funktionieren hier auch „einfache Sturztrainings“ meist nicht.
Um diese Angst zu verändern braucht es dich. Dein Commitment, deinen Willen das Ganze genauer zu ergründen.

Normalerweise geht das mit einem Coach an deiner Seite um einiges schneller, denn an die eigenen blinden Flecken kommt man selten alleine heran.
Ein mentales Coaching, um die Ursachen der Versagensangst herauszufinden und Methoden zu entwickeln mit dieser Angst besser umzugehen, ohne dass du dabei heillos überfordert bist, kann dich nicht nur im Klettern, sondern auch in vielen anderen Bereichen des Lebens, in denen dir diese Angst begegnet, extrem vorwärts bringen.
Setz das Ganze innerlich nicht mit einer Therapie gleich… nimm das Drama aus der Sache. Im Coaching geht es nicht darum deine halbe Kindheit aufzurollen, sondern vor allem darum mehr Verständnis für dich selbst zu entwickeln und neue Lösungsmöglichkeiten zu finden.

5) Kontrolle

Viele Kletterer, und nach meiner Beobachtung besonders Frauen, tun sich schwer Spruch "Everything is under control" auf türkiesmit dem Thema Kontrolle abgeben, bzw mit Situationen in denen sie das Gefühl haben nicht mehr die volle Kontrolle zu haben.
Das sind Momente wie gepumpte Arme und nicht zu wissen, ob die Finger aufgehen, bevor man die nächste Exe clippen kann, unkontrollierte Züge wie z.B. Dynamos, Angst beim Clippen zu stürzen oder auch die Angst in unbekannten Touren, weil man nicht weiß was auf einen zukommt.
Lustigerweise ist dann beim zweiten Versuch alles viel entspannter… weil man die Tour kennt? Quasi… aber vor allem, weil man die Züge jetzt kennt uns weiß, dass man sie kann und die Kontrolle hat.

Das Klettern verlangt von uns in mehreren Aspekten zu lernen Kontrolle abzugeben. Der erste, wichtigste Punkt dabei ist die Kontrolle über unser eigenes Leben einem anderen Menschen anzuvertrauen – unserem Sicherungspartner.
Allerdings… wenn man nie stürzt… wie sehr gibt man dann wirklich die Kontrolle ab? Eigentlich hat man sie ja doch selbst in der Hand 😉
Das Thema Kontrolle abgeben beziehungsweise das Unwohlsein dabei ist ein wichtiger Grund, warum Menschen Sturzangst beim Klettern haben.
Im Endeffekt spielt es auch beim Thema Vertrauen zum Sicherungspartner rein, denn wenn ich demjenigen nicht vertraue, werde ich demjenigen garantiert nicht, auch nicht für eine kurze Weile, die Kontrolle über mein Leben abtreten.

Das Ding an der Sturzangst, die sich aus der Angst vor dem Kontrollverlust speist ist, dass kontrolliertes Sturztraining einen absolut nicht weiter bringt.
Denn, wie die Beschreibung schon sagt… das Setting ist ja immer noch kontrolliert 😉 Dieses Sturztraining hilft einem nicht für Situationen in denen man an seine Grenzen kommt und nicht mehr sicher ist, ob man eine Passage klettern kann und die nächste Exe geclippt bekommt.

Wie also trainiere ich diese Angst?

Den ersten Tipp den ich dir geben kann: schalte so viele andere Unsicherheitsfaktoren aus wie möglich. Bau Vertrauen zum Sicherungspartner auf, check das Material und schau dir die Routen gut an. Und dann heißt es tatsächlich step by step sich üben darin Kontrolle abzugeben. Beim Klettern, aber auch im Leben. Es gibt Dinge, die können wir nicht kontrollieren. Das Verhalten anderer Menschen zum Beispiel. Umwelteinflüsse, Katastrophen, Schicksalsschläge. Das Einzige was wir tun können ist dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen so gut wie möglich sind.
Um die Angst beim Klettern vor unkontrollierten Situationen zu reduzieren heißt es dann:

Raus aus der Komfortzone!

Die Komfortzone ist unsere Kontrolettizone. Wir fühlen uns genau deshalb sicher, weil wir schön alles unter Kontrolle haben. Erst wenn wir uns etwas über diesen Bereich hinaus wagen, können wir auch üben teilweise und Schritt für Schritt Dinge zu tun, die wir nicht 100% kontrollieren können.
Ab in die Wachstumszone. Ab in Touren, die du nicht safe auf Anhieb schaffst. Und zwar am Besten im Vorstieg. Denn im Toprope auschecken hilft wieder dem inneren Kontroletti 😉
Und dann heißt es wirklich Schritt für Schritt die eigene Komfortzone langsam auszudehen. Das funktioniert, wenn man mehr und mehr kleine, positive Erfahrungen im Wachstumsbereich macht. Wichtig ist dabei sich nicht zu überfordern, denn das wirft einen normalerweise extrem zurück.
Und irgendwann rutscht einem beim Klettern mal vollkommen unvorbereitet der Fuß weg, man fliegt ins Seil, realisiert es erst garnicht und wenn man es dann realisiert ärgert man sich nur darüber, dass der Versuch nicht geklappt hat, aber der Sturz ist ansonsten gar kein Thema mehr 😉

6) Angst vor einem Bodensturz

Auch die ist natürlich berechtigt. Gerade in Bodennähe, bei sehr weiten Hakenabständen, oder – oberhalb von Absätzen – die Angst auf den Absatz zu fallen.
Das Wichtigste ist: Das sind alles Situationen in denen diese Angst definitv berechtigt ist.
Ja, wir wollen wahrscheinlich alle angstfreier klettern. Aber Klettern hat nunmal ein gewisses Risiko und es gibt Situationen, in denen ein Sturz nicht wirklich eine Option ist. In diesen Situationen ist es gut Angst zu haben!
Je nach Stärke der Angst hast du verschiedene Möglichkeiten damit umzugehen. Wenn sie nicht allzu stark ist, kannst du sie „einfach“ als deinen schützenden Begleiter akzeptieren. Denn genau dafür ist die Angst da. Da du dich in diesen Situationen tatsächlich in einem erhöhten Risiko für einen Bodensturz befindest ist es auch vollkommen okay, wenn ein bisschen Angst dabei ist, damit du nicht zu übermütig wirst.
Ein paar weitere Gedanken zum Thema Umgang mit Angst beim Klettern.

Ist sie jedoch so stark, dass sie dir komplett im Weg steht gibt es die Möglichkeit Sicherheit aufzubauen, indem du eine bestimmte, kritische Stelle vorclippst (per Clipstick oder technisch hocharbeiten) und sie dann ersteinmal im Toprope ausprobierst. Meistens klappt es dann beim nächsten Versuch viel besser, weil du weißt was auf dich zukommt.
Ist die Angst jedoch generell sehr stark, so macht wiederum ein Mentaltraining Sinn, um den Kern dieser Angst genau herauszufinden und für dich individuelle Techniken zu entwickeln, die dich beruhigen.

Um überhaupt einschätzen zu können wie realtistisch und begründet gerade deine eigene Angst ist brauchst du entsprechendes Wissen, damit du die Situationen beurteilen kannst. Das heißt: was sind objektive Gefahren beim Klettern und in welchen Situationen besteht bei Stürzen erhöhte Verletzungsgefahr. Falls du dich da noch nicht sicher fühlst, lass dich unterstützen von jemandem, der schon viel Erfahrung hat. Ein solches Know How kommt erst mit einer gewissen Erfahrung.

 

7) Angst auf Grund eines Unfalls (Retraumatisierung)

Meistens sind Unfälle sehr traumatische Erlebnisse. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Wer schonmal selbst einen schlimmen (Boden)sturz hatte oder einen Kletterunfall erlebt hat läuft, bei unsensibler Herangehensweise, Gefahr eine Retraumatisierung zu erleben.
Wenn nun eine ähnliche Situation, zu der des Unfalls, aufkommt kann das dazu führen, dass man die Emotionen des eigentlichen Unfalls wiedererlebt und die negativen Erfahrungen und deren Folgen können dadurch noch verschlimmert werden.

Dementsprechend solltest du sehr achtsam mit dir selbst sein, wenn du ein solches Erlebnis hinter dir hast.
Gib dir selbst Zeit, Raum und viel Verständnis. Absolut fehl am Platz sind: dich selbst überfordern, dich selbst runter machen, oder zu hohe Erwartungen an dich selbst zu haben.
Bitte probiere keine rigorosen Schocktherapien, damit machst du es wahrscheinlich nur schlimmer.
Solltest du merken, dass du alleine nicht vorwärts kommst und dich deine Angst und das Erlebte sehr stark beeinflussen, kann ich dir nur empfehlen dich professionell unterstützen zu lassen.
Meiner Meinung nach ist jemand sinnvoll, der einerseits Ahnung vom Klettern und andererseits von Traumatherapie hat. Aber sicher kannst du auch in einer allgemeinen Traumatherapie an diesem Erlebnis arbeiten und deine Fortschritte an den Fels übertragen.
Ein solches Erlebnis ist ernst zu nehmen und kann dieses wunderbare Hobby für dich komplett ruinieren.
Wenn du selbst von einem Kletterunfall betroffen bist hilft dir vielleicht die Geschichte von Maté zu lesen, der es nach seinem Unfall geschafft hat wieder befreit im Vorstieg zu klettern. Hier die Links zu dem 2teiligen Artikel:
Back to mental freedom – Teil 1
Back to mental Freedom – Teil 2

Dies sind einige Gründe, die sich hinter der Sturzangst beim Klettern verstecken können. Du siehst: Sturzangst ist nie gleich Sturzangst. Ich hoffe ich konnte dir ein paar Impulse geben, welche Gründe sich hinter deiner Sturzangst beim Klettern verbergen könnten.
Jetzt bist du an der Reihe. Woraus baut sich deine Sturzangst auf?
Gibt es noch einen wichtigen Punkt, den ich vergessen habe? Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!

Deine Aletta

 

 

 

 

 

 

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Ich freue mich von dir zu lesen!

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